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Würdest du dein Baby von einer anderen Frau stillen lassen? Unserer Autorin ist das passiert. Und so hat sie reagiert.
Natürlich war ich zuerst schockiert. Meine erste Reaktion war, mein Baby nie wieder mit dieser Frau alleine zu lassen. Wie konnte sie mein süßes, kleines Mädchen an ihre großen Brüste legen? Im ersten Augenblick erschien mir das wirklich abstoßend – und seltsamerweise reagierten auch die meisten Freundinnen und Kolleginnen ganz ähnlich, als ich ihnen die Frage stellte: „Würdest du dein Baby von einer anderen Frau stillen lassen?“

"Fremdstillen? Wie eklig!"

„Nein, auf keinen Fall“, ist die spontane Reaktion, die ich im Kollegenkreis zu hören bekomme – zumindest von Frauen-Seite. Die Männer scheinen das Ganze etwas lockerer zu sehen und würden von "Fall zu Fall entscheiden".  Die Antworten der (werdenden) Mütter reichen von „Wie eklig.“ über „Das ist doch total Mittelalterlich“ bis hin zu „Das Stillen ist so etwas Intimes für mich, das möchte ich nicht mit jemand anderem teilen.“

Auf die Spitze getrieben könnte man diese Gründe gegen das Fremdstillen auch so zusammenfassen: Ekel, Eifersucht und verdorben von der modernen, keimfrei verpackten Fertigprodukt-Industrie. Das klingt auf einmal überhaupt nicht mehr so, als ob die Entscheidung gegen das Fremdstillen das Natürlichste der Welt wäre.

Online Milchbörsen: Pro & Contra

Ist es auch nicht. Tatsächlich wurden nicht nur im Mittelalter die Babys von Ammen gestillt. In China gilt es als schick, neben dem Au Pair eine Amme zu haben. Und auch übers Internet wird heutzutage frisch gepumpte Muttermilch angeboten. In den USA ist die Milchbörse Onlythebreast sehr erfolgreich.

Einer jungen Mutter aus Frankreich, die vor ein paar Jahren übers Internet ihre Brüste gegen ein Stundenhonorar von 20 Euro für bis zu zehn Stillgänge täglich anbat, drehten die Gesundheitsbehörden jedoch recht schnell den Milchfluss ab. Auch die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung rät wegen der „nicht kontrollierbaren Gefahren“ vom Onlineversand von Muttermilch ab.

Illegal ist er zwar nicht, aber selbst Deutschlands online Muttermilch-Börse konnte sich nicht durchsetzen. „Gründe sind zum Einen, dass mir die Zeit fehlt. Ich hetze täglich zwischen meinen zwei kleinen Kindern, meinem Halbtags-Job, dem Haushalt und der Muttermilch-Börse hin und her und werde niemandem gerecht. Hinzu kommt, dass ich seit zwei Jahren rein ehrenamtlich arbeite und monatlich in das Projekt aus meiner privaten Kasse investiere. Der Punkt, der mir am meisten zu schaffen macht, ist das Gefühl, allein gegen alte Windmühlen des heutigen Gesundheitsystems zu kämpfen und das kostet mich viel Kraft.“, heißt es zur Begründung auf der noch bestehenden Website.

Strenge Qualitätskontrolle bei Milchbanken

Hauptsächlich sind es in Deutschland also heute „Milchbanken“ die Muttermilch sammeln, lagern und verteilen – und dies auch nur mit entsprechenden Qualitätskontrollen. Die meisten der bestehenden Milchbanken sind übrigens ein Erbe aus DDR-Zeiten. Im Westen setzte sich schon in den 70er Jahren die künstlich hergestellte Folgemilch durch.  

Doch auch dieser keimfreien, hochqualitativen Wohlstands-Variante stehen Mütter heute nicht mehr ganz unkritisch gegenüber. Schließlich hört Frau von allen Seiten, wie wertvoll und wichtig das Stillen sei. Von der Weltgesundheitsorganisation bis zur Hebamme von nebenan wird Muttermilch als das „Beste“ angepriesen „was ein Baby trinken kann.“

Sind Mütter, die nicht stillen, nicht vollwertig?

Ein Druck, der auch so weit gehen kann, dass sich Mütter, die aus gesundheitlichen Gründen Probleme mit dem Stillen haben, als weniger gute Mütter fühlen. Eine Kollegin gibt zu bedenken, dass es sich in so einem Fall auch psychologisch negativ auf die Mutter auswirke, wenn eine andere Frau ihrem Baby das geben könne, was sie selbst nicht geben kann. Wie beeinflusst das die Entscheidung zwischen Folgemilch und Milchbank?

Ist es egoistisch Folgemilch zu füttern?

Bei meiner kleinen Umfrage im Bekanntenkreis schlägt sich deutlich das Pro zur Muttermilch nieder, und trotzdem: „Vielleicht ist es ja egoistisch“, sinniert eine Kollegin, „dass ich meinem Kleinen eher Folgemilch geben würde als die Brustmilch einer anderen Mutter. Und ist es nicht auch wissenschaftlich bewiesen, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind sehr über das Stillen gefördert wird? Ich hätte Angst, da etwas kaputt zu machen.“

"Ich hatte nur das Bedürfnis zu stillen"

Ehrlich gesagt, daran dachte ich weniger, als ich mit schmerzhaft voller Brust auf meine Bekannte wartete, die mit meiner Tochter und ihrem gleichaltrigen Sohn nicht von ihrem Spaziergang zurückkam. Ich wollte einfach nur stillen und mein Baby füttern. Wer schon mal selbst in dieser Situation war, wird dieses Bedürfnis nachvollziehen können. Und ja, in diesem Moment war es mehr ein Bedürfnis, als eine moralische Frage. Abpumpen fühlt sich eben einfach nicht so gut an, wie ein Baby, das zärtlich nuckelt.

"Bei uns machen Babys regelmäßig die Runde"

Die intellektuelle Verarbeitung kam erst später – und da ich damals in den USA lebte und einen recht internationalen Freundeskreis hatte, wurde meine Ablehnung gegen das Fremdstillen eher als lächerlich abgetan. „Das ist doch etwas ganz natürliches“, meinte etwa eine Freundin, die in Korea aufgewachsen war. Wenn sie sich mit ihrer Schwester oder ihren Kusinen treffe, würden die Babys regelmäßig die Runde machen.

Auch seien die Babys durch den Genuss verschiedener Muttermilch-Sorten noch besser vor Krankheiten geschützt und könnten ein stärkeres Immunsystem entwickeln. „Jede Mutter hat andere Antikörper und die werden über die Milch an das Baby weiter gegeben“, erklärte sie mir nonchalant.

Meine Internetrecherche ergab dann allerdings, dass nicht nur Antikörper sondern auch Krankheiten wie HIV über die Muttermilch übertragen werden können. Hilfe! Darum werden Spenderfrauen vor der Annahme an offiziellen Milchbanken ja auch auf Krankheiten wie Hepatitis B und C, HIV-Infektionen und Syphilis getestet. Zusätzlich wird die Spendermilch pasteurisiert.

"Das beste fürs Kind eben"

Trotzdem:  Im Umfeld „Milchbank“ stieg in meinem Bekanntenkreis die Toleranz für fremde Milchmuttermilch deutlich. Das Ergebnis scheint: Fremde Brust nein, Fremdmilch aus dem Fläschchen dagegen ist okay. Das Beste fürs Kind eben. Und meine Tochter: Die hat die Fremdbrust bestens überlebt. Ich übrigens auch. Und nachdem meine Freundin mir versprochen hatte, meine Tochter in Zukunft nur im alleräußersten Notfall für mich zu stillen, habe ich auch weiterhin meine freien Stündchen genossen – allerdings nicht ohne den dreien auf ihren Spaziergängen ein Fläschchen frisch abgepumpter, bester Muttermilch mitzugeben.

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