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Was bedeutet eigentlich Osteopathie bei Kindern und Babys? Wir haben mit dem M.Sc. Osteopathen und Pionier auf dem Gebiet Kinderosteopathie Tom Esser gesprochen. Seit 1991 gibt Esser sein Wissen weiter und hält Vorträge auf der ganzen Welt zum Thema und hat dabei zahlreiche Publikationen veröffentlicht. 

Hintergrund: Was ist eigentlich Osteopathie? 

Osteopathie ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, die es bereits seit etwa 130 Jahren gibt. Die Methode wurde von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still entwickelt und funktioniert so, indem der Osteopath mit den Händen Spannungen im Gewebe und Blockaden ertastet und auflöst. Die Osteopathie geht davon aus, dass alle Muskeln, Bänder und Sehnen miteinander in ständig harmonischer Bewegung sind. Nach dem Motto: "Leben ist Bewegung" ist es das Ziel der Osteopathie, die Mobilität des Körpers zu erhalten. Dabei basiert die Osteopathie auf drei Säulen:

Die parietale, viszerale und kraniosakrale Osteopathie. Diese Ebenen beinhalten den menschlichen Bewegungsapparat (Knochen, Gelenke, Muskeln, Faszien, Bandstrukturen), die inneren Organe (Durchblutung, vegetatives Nervensystem) und das System vom Schädel, Rückenmark und zentrales Nervensystem. Es wird zumeist eingesetzt im HNO-, Kiefer- und Bewegungsapparates, sowie im internistischen und orthopädischen Bereich. Der Osteopath arbeitet mit seinen Händen, also manualtherapeutisch. Nach einer gründlichen Anamnese wird die Therapie festgelegt. Es werden nicht nur die Symptome bekämpft, sondern setzt an den Ursachen an.

Wann wird Osteopathie eingesetzt?

Osteopathie wird grundsätzlich bei bestimmten Symptomen eingesetzt. „Ich befürworte allerdings auch eine osteopathische U-Untersuchung, so wie die schulmedizinischen klassischen U-Untersuchungen. So sollte jedes Baby meiner Meinung nach, nach einer Normalgeburt auch erst einmal einen osteopathischen Check-Up bekommen.“, rät Esser. Osteopathie kann bei Verzögerungen in der Entwicklung, bei den klassischen Säuglingsproblemen wie Koliken, Spucken, Schielen oder sogar bei der gelegentlich vorkommenden Säuglingsepilepsie helfen. „Hier sollte aber nur ein sehr erfahrener Osteopath behandeln“, so Esser. Auch bei den allgemeinen Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis, Sinusitis etc. bei Kindern kann die Osteopathie gut helfen, genauso wie bei Verdauungsproblemen, wenn sich zum Beispiel ältere Kinder noch in die Hose machen oder auch bei bestimmten Ticks. 

Wer kann mit Osteopathie behandelt werden?

Die Osteopathie kann kann sehr vielseitig eingesetzt werden: bereits während der Geburtsvorbereitung, in der Schwangerschaft, in der Postpartum Behandlung, bei Gewichtsproblemen nach der Schwangerschaft aber auch Babys, Kleinkinder, Behandlung von Geburtstraumata „wenn das Baby zum Beispiel nicht trinken kann, weil der Saugreflex gestört/ blockiert ist. Ganz wichtig zu erwähnen ist mir bei der Behandlung von Kindern und Babys insbesondere das „Handling", erzählt Esser: "Der Umgang mit den Kindern soll so sein, dass sie Vertrauen haben können, und sich wohlfühlen können. Die Dosierung der Behandlung ist dabei auch sehr wichtig."

"Das erste Jahr ist das Allerwichtigste, hier lassen sich bereits viele potentielle Fehlentwicklungen erkennen und korrigieren. Des Weiteren ist es mir wichtig, dass bei der Behandlung möglichst das Beste auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene herausgeholt wird, und auch die individuellen Aspekte wie die Familie zu beachten“. Stichwort ganzheitliche Betrachtung des Umfelds: "Denn die Osteopathie wird in 4 Säulen unterteilt: Die Strukturelle, die Funktionelle, die Psychosomatische und die Biodynamische.", erklärt Esser. 

Wer zahlt was?

Osteopathie zählt zu den alternativen Heilmethoden und wird zumeist nicht komplett von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Allerdings wird mittlerweile von vielen Kassen ein Zuschuss bezahlt, oder sogar eine säuglingserst-Untersuchung gezahlt (von der DAK). Da es aber noch nicht genug wissenschaftliche Studien gibt zu dem Thema, und die Bezeichnung Osteopath nicht geschützt ist, musst du dich darauf einstellen, die Behandlung eher selbst zu tragen. Wenn du eine private Versicherung oder eine bestimmte Zusatzversicherung hast, können hier aber die Kosten übernommen werden. Am besten im Vorhinein informieren und ggf. Entscheidungen treffen. Denn die Privatkosten belaufen sich schon mal so zwischen 60-120 Euro.