Ein Kind zu gebären ist ein einmaliges Erlebnis und gleichzeitig ein Kraftakt für den Körper der Frau: 9 Monate stellt sich der Körper um, läuft auf Hochtouren um dem kleinen Mitbewohner alles zu geben, was er so für seine Entwicklung braucht. Und im Anschluss die Geburt. Das alles zehrt natürlich sehr an den Kräften.
Die 40 Tage Wochenbett – Tradition
In vielen Ländern ist es daher Tradition, dass sich frisch gebackene Mamas Zuhause verbarrikadieren um sich und ihre Körper nach den Anstrengungen der Geburt wieder zu regenerieren. Symbolisch aufgeladen sind die 40 Tage in der Geschichte bereits durch viele Kulturen, so fasten die Katholiken zum Beispiel 40 Tage, im Alter von 40 Jahren empfing Mohammed seine Visionen und Muslime trinken vor dem Ramadan 40 Tage lang kein Alkohol. So auch die Tradition für Kind und Kegel: Die Frau soll sich 40 Tage lang von ihren sonstigen Pflichten und Arbeiten zurückziehen um sich voll und ganz auf ihre neue Familie zu besinnen.
Traditionen in den verschiedenen Kulturen
In Griechenland bleiben Mutter und Kind 40 Tage in ihren eigenen vier Wänden, um sich als neue Familie kennenzulernen und dem „bösen Blick“ auszuweichen. Die Verwandtschaft ist in dieser Zeit zuständig für den Haushalt und kümmern sich auch um das leibliche und seelische Wohl von Mutter und Baby.
In Somalia gibt es eine außergewöhnliche Tradition: die Wöchnerin trägt in ihrem 40 Tage- Genesungsarrest zu Hause Ohrringe aus Knoblauch! Vom Vater werden regelmäßig Räucherstäbchen aus Myrrhe im Haus angezündet, die den Säugling von krankmachenden Gerüchen von der Außenwelt fernhalten sollen. Das Baby trägt einen Glücksbringer am Arm. Diese Rituale sollen allesamt der guten Genesung und einer starken Mutter-Kind-Bindung förderlich sein. Sind die 40 Tage geschafft, gibt es eine große Feier
In der Türkei ist es Tradition, dass der Mann die frisch gebackene Mama mit teuren Geschenken zum Zeichen seines Respekts überhäuft. Das erste Geschenk gibt es gleich schon im Krankenhaus – oftmals eine teure Uhr oder ähnliches. Nach dem Motto „ das Grab einer Wöchnerin steht vierzig Tage offen“ glauben einige Völker in den Regionen aus der Türkei und den arabischen Ländern, dass die frisch gebackene Mama unbedingt Ruhe halten soll, da bei ihr die Gefahr besteht an den Folgen der Geburt zu sterben.
In Lateinamerika wird das Wochenbett als „Quarantäne“ bezeichnet: ( la cuarentena). Der Körper der Mama soll sich in der 40-tägigen Isolation wieder so richtig gut erholen – er gilt als verwundbar und soll sich in der Isolation wieder schließen, so der Glaube. Auch hier sind alle Familienmitglieder für die Pflege von Mutter, Kind und Haushalt mitverantwortlich.
In Ländern wie Syrien, Palästina und dem Libanon und auch in Anatolien sind es vor allem die Ängste vor „bösen Mächten“ ( Anatolien: „Al Karisi“; alle anderen: „ Kabsa“), die sowohl der Mutter als auch dem Neugeborenen schaden könnten. Dazu gibt es ganz fantastische Mythen, zum Beispiel sei die böse Hexe „Al Karisi“ der Grund für eine Wochenbettdepression – und auch für den plötzlich eintretenden Kindstod verantwortlich. Daher gibt es allerlei Mittelchen, die die böse Hexe von Mutter und Kind fernhalten sollen – so werden zum Beispiel Waffen wie Messer, Dolche, Sicheln und Nadeln unter dem Kopfkissen deponiert! Auch weitere Glücksbringer wie der Koran, Zwiebeln, Knoblauch und oder ein Besen werden im Zimmer der Wöchnerin drapiert um die bösen Geister fernzuhalten.
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Quelle: Nadine Luck: "Die Nabel der Welt – die verrücktesten Bräuche rund ums Babymachen, -kriegen und -haben" Verlag: Conbook Verlag
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