Wann bin ich fruchtbar? Immer mehr Zyklus-Apps geben Auskunft. Experten kritisieren jedoch die fehlende Angabe von Algorithmen.
Apps verdrängen Zyklus-Computer
Seit einiger Zeit verdrängen sogenannte Fertility-Apps die Zyklus-Computer vom Markt, berichtet Professor Dr. med. Matthias Weber, Leiter des Schwerpunkts Endokrinologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Mediensprecher der DGE. Die Verkaufszahlen von Google und Apple zeigen, dass Anwendungen wie „Period Tracker“ oder „Ladytimer“ millionenfach auf Smartphones geladen wurden. Ob sie tatsächlich halten, was sie versprechen, ist nach Einschätzung des DGE-Mediensprechers völlig unklar.
Klinische Studien fehlen
„Die Hersteller geben meistens nicht einmal an, welche Algorithmen sie verwenden“, kritisiert Professor Weber. Eine benutzerfreundliche Bedienung und die Werbeversprechen, die Zuverlässigkeit durch die Auswertung der Daten von Millionen von Usern zu erhöhen, überzeugen den Hormonexperten nicht. Professor Weber: „Wir brauchen klinische Studien, die uns zeigen, ob die Frauen durch die Anwendung der Apps ihr persönliches Ziel erreichen.“ Bei einem Kinderwunsch hat der Experte keine Einwände gegen die Apps. Das einzige Risiko bestehe ja darin, dass die Frau (vorerst) nicht schwanger werde.
Am verlässlichsten: Teststreifen für den Urin
Am besten evaluiert und am hilfreichsten sind nach Ansicht von Privatdozentin Dr. med. Vanadin Seifert-Klauss von der Frauenklinik der Technischen Universität München noch Hormon-Computer, die mittels Teststreifen den Harn untersuchen. Diese Geräte könnten die fruchtbaren Tage mit hoher Sicherheit erkennen. Eine Sicherheit, ob der Eisprung stattfindet oder nicht, bieten sie jedoch leider auch nicht.
Thema: Natürliche Familienplanung
Interessant: Wer bei der Familienplanung die Einnahme der Antibabypille vermeiden möchte, sollte nach Angaben von Dr. Seifert-Klauss die symptothermale Methode nutzen. Diese von der Sektion Natürliche Familienplanung (NFP) der Deutschen Gesellschaft für gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin seit den 1980er Jahren entwickelte Methode, kombiniert Temperaturmessung, Zervikalschleimuntersuchung und Kalendermethode. „Frauen, die einen Kurs besucht haben, erzielten einen Pearl-Index von 0,4, der der Zuverlässigkeit der Antibabypille nahe kommt“, berichtet die Münchener Expertin, die auch eine Hormonsprechstunde leitet.
Inzwischen gibt es auch Apps, die auf den NFP-Regeln basieren. Dazu gehört OvuView, myNFP, Lady Cycle und Lily App. Ob sie allerdings einen Kurs ersetzen können, ist noch offen. DGE-Mediensprecher Weber ergänzt: „Auch diese Apps müssten sich klinischen Prüfungen stellen.“