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Mütter brauchen Zeit für sich: Wie wichtig Auszeiten sind, zeigt auch der Erfahrungsbericht von Tanja Bräutigam, der in Buchform unter dem Titel "5 Wochen Rabenmutter" erschienen ist. Hier ein paar Tipps der Autorin und Sporttherapeutin.

Vor deiner Zeit als Mutter warst du erfolgreich als Geschäftsführerin eines Sportverbandes und später im Marketing eines Unternehmens. Aber erst das Familienleben löste bei dir ein Burnout aus. Warum brauchen besonders Mütter Auszeiten?

Es stimmt, auch in meinem Beruf hatte ich sehr viel Stress. Es gehört wohl zu meinem Muster, in allen Lebensbereichen über meine Grenzen zu gehen. Nur war ich in der beruflichen Phase noch kinderlos, so dass ich immer auch Pausen einlegen konnte, genügend Schlaf hatte, mir Auszeiten nur für mich gegönnt und mich nicht fremdgesteuert gefühlt habe. Mit Kindern ist es kaum mehr möglich, ein- mal ungestört durchzuschlafen. Im Arbeits- leben bin ich nicht 24 Stunden emotional in- volviert. Mutter hingegen bin ich rund um

Bei welchen Anzeichen sollten Mamas aufhorchen? Wie hat sich bei dir das Burnout bemerkbar gemacht?

Es haben sich über einen längeren Zeitraum verschiedene Symptome immer intensiver ausgebreitet: hohe Gereiztheit, Rückzug, unzählige negative Gedankenschleifen, meinem Alltag nicht mehr gewachsen zu sein, nächtliches Herzrasen, Gewichtsverlust und am Ende dann depressive Phasen.

Warum hast du dich gegen Antidepressiva und für eine Auszeit entschieden?

Ich wollte mit Antidepressiva nicht einfach meine Symptome überdecken und so weitermachen wie bisher. Ich war nicht mehr bereit, nur noch zu funktionieren und mich selbst komplett zu verlieren. Der Weg ohne Medikamente ist sicher der längere und schwierigere. Aber ich denke, dass auch schlechte Gefühle ihre Berechtigung haben und beachtet werden sollten, wenn man sein Leben verändern will.

War es schwierig diese Entscheidung durchzusetzen?

Medizinisch waren die Symptome so eindeutig, dass ich sofort vom Rentenversicherungsbund eine Zusage erhalten habe. Schwieriger war der bürokratische Weg, einen Platz in meiner vermeintlichen Wunschklinik zu bekommen und im privaten Umfeld, fünf Wochen ohne Mama zu organisieren. Das ging in meinem Fall nur mit Unterstützung der gesamten Familie und meiner Freunde. Und natürlich einem Ehemann, der den Weg mitgeht und zu Hause überwiegend übernimmt.

Wenn Männer ihre Familie für ein paar Wochen alleine lassen, gibt es immer viel weniger zu organisieren …

Das stimmt: Ich kenne im Bekanntenkreis ein bis zwei Familienväter, die aufgrund beruflicher und privater Überforderung kurz vor einem Burnout stehen. Aber in dieser Phase sind es immer die Frauen, die alles stehen und liegen lassen und ihre Männer zu 120 Prozent entlasten und in dieser Phase komplett zurückstecken. So ist es zumindest bei meinen Freundinnen.

Wie ist das bei dir?

Sicherlich ist es bei meinen Freunden und auch in der Familie auf Unverständnis gestoßen, dass mein Mann auch mit zwei Kindern weiterhin so viel verreiste. Aber in der Summe war dennoch die Quintessenz, dass er nun mal der Hauptverdiener ist.

Und du warst während deiner Auszeit die Rabenmutter. Hat das fehlende Verständnis dich geschockt?

Es ist nach wie vor so, dass psychische Krankheiten keinen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. Außer dem Gewichtsverlust konnte man mir äußerlich nicht ansehen, wie schlecht es mir tatsächlich ging. Das ist eben auch das Dilemma! Als Mutter hat man Antidepressiva zu nehmen, um schnell wieder zu funktionieren oder eine Mutter-Kind-Kur zu machen, um die Kinder bei sich zu haben. Beide Lösungsansätze sind für mich nicht in Frage gekommen.

Wie hast du dich durchgesetzt?

Ich habe ganz klar kommuniziert, dass ich jetzt in diesem Augenblick nicht mehr in der Lage bin, irgendeine Rolle auszufüllen und auch nicht möchte. Ich wollte wieder auf die Beine kommen, für mich und für meine Kinder. Und dafür brauchte ich diese Auszeit ohne Kinder.

Reichen denn 5 Wochen Auszeit, um wieder völlig gesund zu werden?

Nein, Heilung ist in fünf Wochen definitiv nicht möglich! Aber es ist eine riesen Chance, sich selbst wieder zu spüren, wahrzunehmen und sich physisch und psychisch Stück für Stück zu stabilisieren. Für mich waren die fünf Wochen der wichtige Anstoß, um meinem Leben wieder eine gute Richtung zu geben. Vom Kopf bis zur Achillessehne hat es fast zwei Jahre gedauert, um wieder mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und mich als gesund zu bezeichnen. Ich habe in dieser Zeit gelernt, öfters Nein zu sagen, ich habe mir Auszeiten gegönnt, bewusst Pausen im Alltag eingelegt, bin wieder meinem Sport nachgegangen, habe Hilfe eingefordert und ein tolles Netzwerk an Ärzten gefunden. Und natürlich sind meine Kinder älter geworden, was ebenfalls vieles vereinfacht. Für mich war es auch entscheidend, wieder in Teilzeit arbeiten zu gehen und neben der Mama- und Hausfrauenrolle wieder weitere Rollen erfüllen zu dürfen.

Inwiefern hilft dir das?

Ich liebe meinen Job als Sporttherapeutin sehr. In Teilzeit kann ich gut die Arbeit und meine Aufgaben als Alleinerziehende Mama unter einen Hut bekommen! In der Sporttherapie habe ich das große Glück Menschen über die Bewegung wieder ihren eigenen Rhythmus entdecken zu lassen sowie einen Zugang zu ihrem eigenen Körper, der oftmals bei Suchtpatienten im Konsum verloren gegangen ist. Dadurch, dass die Patienten bis zu 6 Monate bei uns in der Klinik sind, bekommen wir als Therapeuten hautnah die Erfolgserlebnisse unserer Patienten mit! Jedesmal aufs Neue freue ich mich sehr, wenn ich und wir im Sportteam es schaffen, wieder die Leidenschaft in den Patienten für die Bewegung zu entfachen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung mit psychosomatischen Krankheiten kann ich sehr mitfühlend nachvollziehen, wenn die Patienten depressive Phasen oder Ängste haben. Diese Authentizität nehmen die Patienten als sehr empathisch wahr!

Was kannst du anderen Müttern aus deinem eigenen Erfahrungsschatz noch mit auf den Weg geben?

Achtet mehr auf euch selbst! Andere nennen das dann vielleicht Egoismus. Für mich bedeutet das aber gesunde Selbstfürsorge. Deshalb möchte ich allen Müttern, die sich in einer ähnlichen Situation der Überforderung befinden, Mut machen, sich selbst wichtig zu nehmen, freundlicher mit sich umzugehen, sich Pausen zu gönnen und sich vor allem bewusst zu sein, was wir Mamis täglich leisten. Da darf man phasenweise eben auch mal nicht funktionieren. Das ist doch eigentlich nur menschlich.

Tipp: Das aktuelle Buch von Tanja Bräutigam heißt "5 Wochen Rabenmutter: Wie ich nach dem Burnout wieder Kraft für mich und meine Familie fand." und ist bei Eden Books erschienen.