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Schwangerschaftsyoga tut gut, soviel ist klar. Aber warum eigentlich? Was sind die Ursprünge? Und worauf solltet ihr dabei achten? Wir haben nachgefragt.

Katharina Rainer Tragwöger praktiziert Yoga seit ihrer Jugend. Nach jahrelangem Training und einigen Aufenthalten in Indien gründete sie mit ihrem Mann das Freiraum-Institut in Wien. Heute werden hier über 40 Kurse pro Woche angeboten, viele davon für Schwangere. Klar, dass sich Katharina auch während ihrer eigenen Schwangerschaft ausführlich mit Yoga beschäftigte. Alles, was ihr selbst besonders gut tat und was sie in all den Jahren gelernt hat, in denen sie Schwangere mithilfe von Yoga-Übungen begleiten durfte, hat sie nun auch in einem wunderschönen Buch zusammengefasst. Im Interview gibt sie uns auch Einblicke in ihren persönlichen Werdegang.

Wie bist du zum Yoga gekommen?

Fast durch Zufall. Meine beste Freundin hat mich mitgenommen und da ich durch das Voltigieren am Pferd schon einige Übungen in ähnlicher Form kannte, waren die Dehnungs-Übungen recht leicht für mich. Jedoch hatte ich Probleme mit den Atemübungen. Dies spornte mich an weiter zu machen, denn wie konnte so etwas einfaches wie das Atmen Probleme bereiten? Die Faszination am Yoga begann also mit 19 und hat seit dem nicht mehr aufgehört. Oft habe ich sogar das Gefühl Yoga jetzt, als berufstätige zweifach Mama, erst so richtig neu zu entdecken. Als junge Frau Yoga zu praktizieren ist nicht allzu schwer, wenn dann aber körperliche Beschwerden, Stress und Schlafmangel dazu kommen ist das plötzlich etwas ganz anderes!

Hast du selbst während der Schwangerschaft Yoga praktiziert?      

Ja, schon alleine aus beruflichen Gründen, aber noch viel mehr weil es mir sehr viel Freude bereitet hat. Während der ersten Schwangerschaft habe ich auch noch viele weitere Yoga Einheiten unterrichtet, in der zweiten Schwangerschaft konnte ich mich dann voll und ganz auf fünf Schwangerenyoga-Einheiten in der Woche konzentrieren, aber auch selbst an Einheiten von Kolleginnen teilnehmen. Das war eine wunderschöne Zeit in der ich sehr tief in die einzelnen Asanas eintauchen durfte.

Warum hast du dich dafür entschieden, Yoga für Schwangere anzubieten?

Zu Beginn aus Interesse an der Thematik und da wir auch Mama-Baby-Yoga, Mama-Kleinkind-Yoga, Kinder-Yoga und Familien-Yoga anbieten, war es Teil des Gesamtkonzeptes, auch Yoga für Schwangere anzubieten. Jedoch bin ich damals ziemlich schnell selbst schwanger geworden und fand keinen Kurs zu einer Zeit die für mich passte. Daher begann ich täglich Yoga für Schwangere anzubieten, Vormittags, Nachmittags und Abends, damit auch Berufstätige an den Einheiten teilnehmen können.

Warum ist Yoga vor allem für Schwangere gut oder anders herum, weshalb eignet sich Yoga besonders gut zur Geburtsvorbereitung?

Mittlerweile übernehme ich die Übungen die ich für Schwangere unterrichte auch in meine Workshops im Bereich Business-Yoga oder Yoga bei Rückenschmerzen, da die Übungen wunderbar entspannen, die Atmung vertiefen und den unteren Rücken entlasten. Die bekannte Hebammen Ausbildnerin Marion Stüwe stellte bereits vor vielen Jahren fest, dass die Positionen die Gebärende intuitiv einnehmen, Yoga Übungen sehr ähneln, wenn wir also diese speziellen Übungen bereits während der Schwangerschaft einüben haben wir nicht nur den Vorteil, dass wir Rückenschmerzen lindern können und viele weitere Schwangerschaft-Beschwerden vermeiden, sondern ebenfalls diese Geburtserleichternden-Positionen intuitiv einnehmen und umsetzen können. Daher belegen Studien, das Yoga während der Schwangerschaft zu einer leichteren und schnelleren Geburt führen kann.

Du warst ja auch schon häufig in Indien – wird dort von schwangeren Frauen Yoga praktiziert und welche Unterschiede gibt es?

Yoga ist bei uns im Westen etwas anders als in Indien. Bei uns sind die Kurse voll mit Frauen, selbst ins Kinder-Yoga kommen mehr Mädchen als Jungs. In Indien ist Yoga eher männlich geprägt, gemischte Klassen sind, außer in westlich geprägten Zentren und bei großen Yoga-Veranstaltungen, selten. Dennoch wurden auch die Töchter von großen Yoga-Meistern wie T. Krishnamacharya und B. K. S. Iyengar im Yoga unterrichtet.

Von Tanita Iyengar gibt es auch wunderbare Fotos, wie sie kurz vor ihrem Entbindungstermin noch Yoga praktizierte. In meinem Buch gehe ich darauf auch mehrmals ein, denn viele dieser Übungen wären für Yoga unerfahrene Frauen in diesem Stadium der Schwangerschaft nicht mehr möglich. Bei uns im Westen hat sich durch die Einflüsse vieler engagierter Hebammen und Yoga-Lehrenden eine andere sehr sanfte Form des Übens entwickelt. Dennoch finden wir auch im Wissen des Ayurveda Anleitungen für Schwangere die sich gut mit unserer westlichen Praxis kombinieren lassen können.

Du begleitest seit vielen Jahren Schwangere Frauen als Yoga-Lehrerin – welche Erfahrungen konntest du sammeln?

Seit zwei Jahren kommen immer mehr Frauen, die mit Zwillingen schwanger sind, zu mir. Hier musste ich erst wieder auf ihr Feedback und meine Informationen von Ärztinnen und Hebammen vertrauen. Auch Teilnehmerinnen bis zur 42. Schwangerschaftswoche kommen nun zu mir, das hätte ich mir früher nicht zugetraut, aber mittlerweile freue ich mich immer so sehr darüber ihnen hier so kurz vor der Entbindung noch mit Atemübungen, sanften Bewegungen und Meditationen zu mehr Ruhe und Gelassenheit zu verhelfen. Mittlerweile wenden sich auch immer mehr Frauen mit persönlichen Anliegen an mich, Stress und Ängste vor der Geburt sind hierbei meistens die Themen. Auch da freut es mich ihnen mit sanften Übungen etwas an Last und Sorgen abnehmen zu können.

Kann jemand, der schon viele Jahre Yoga praktiziert einfach weiter zu „normalen“ Yoga-Klassen gehen?  Wenn ja, sollte sie bestimmte Übungen modifizieren?

Eine häufige, aber gar nicht so leicht zu beantwortende Frage. Natürlich, eine Frau die seit vielen Jahren Yoga praktiziert, eine gute Bauch- und Rückenmuskulatur hat, kann auch während der Schwangerschaft viele Übungen problemlos ausführen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass es dem Fötus nicht gut geht. Jedoch haben wir im Yoga für Schwangere etwas andere Übungen, die auch optimal auf die Geburt vorbereiten und es wäre schade diese nicht auszuführen. Ansonsten empfehle ich Schwangeren immer, die Bauchlage-Positionen wegzulassen und gegen die Seitenlage einzutauschen, die Atmung sollte nicht angehalten werden und auch die gerade Bauchmuskulatur sollte nicht trainiert werden, des Weiteren ist Überanstrengung zu vermeiden.

Ist Schwangerschaftsyoga langweilig, für jemanden, der schon lange praktiziert hat?

Überhaupt nicht: Unser Körper hat so viele Facetten, dass ich die Erfahrung machen durfte erst durch die Übungen im Schwangerenyoga viele klassische Asanas bewusster wahr zu nehmen. Alle Übungen können auch schwungvoll und mit poppiger Musik ausgeführt werden, das macht dann richtig Spaß und bringt auch das Herz-Kreislaufsystem optimal in Schwung.

Ist Schwangerschaftsyoga empfehlenswert für Frauen, die vorher kaum oder keinen Sport gemacht haben?

Sanfte Übungen sind immer eine wunderbare Unterstützung, gerade wenn es zum Beispiel durch einen sitzenden Beruf zu vermehrten Rückenschmerzen kommt. Ein Kopfstand ist selbst für sportliche Frauen während der Schwangerschaft nicht das Ideal der Dinge und das feine ist, das im Yoga für Schwangere sowieso alle einen Bauch haben, da braucht sich niemand zu genieren, alle können mitmachen!