Je mehr du mit deinem Baby sprichst, desto besser ist das für seine eigene Sprachentwicklung. In den USA gibt es jetzt sogar einen Wortzähler, der wie ein Fitnesstracker die gehörten Worte registriert. Doch neben der Menge der gehörten Worte, sind auch andere Faktoren ausschlaggebend.
Egal ob du Wäsche zusammenlegst oder den Tisch deckst, für dein Baby ist alles interessant. Auch wenn es deiner Ansicht nach vielleicht nicht gerade das interessanteste Gesprächsthema zu sein scheint, lass dein Baby an deinen Tätigkeiten teilhaben in dem du ihm beschreibst, was du machst und tust.
Tatsächlich gibt es verschiedene Studien, die belegen, dass die Sprachentwicklung deines Babys mit der Anzahl der von ihm gehörten Worte korreliert. Die bekannteste Studie stammt aus dem Jahr 1995 und wurde von den Autoren Betty Hart und Todd R. Risley als „The 30 Million Word Gap by Age 3“ betitelt.
Tipp: Wie steht es um die Sprachentwicklung deines Kindes? In unserem Artikel "Wann beginnt dein Kind zu sprechen" findest du ein praktisches Sprachschema, das die einzelnen Entwicklungsschritte des kindlichen Spracherwerbs beschreibt.
Die 30 Millionen Wort Lücke
Über 2 ½ Jahre hinweg wurden 42 Familien monatlich für je eine Stunde observiert, um die Interaktion zwischen Familie und Baby einschätzen zu können. Dabei kamen die Forscher zum Ergebnis, dass Babys aus Familien, in denen die Eltern deutlich mehr Worte benutzten (etwa Akademiker), auch selbst schneller einen größeren Wortschatz erreichten. Außerdem waren diese Kinder auch in der Lage, sich schneller mehr Worte anzueignen.
Im Durchschnitt hören die Kinder aus „wortgewandten Familien“ bis zu ihrem dritten Lebensjahr 30 Millionen mehr Worte als Kinder, die aus sozial benachteiligten Verhältnissen stammen. Und das wirkt sich direkt auf die Sprachentwicklung, aber auch auf die spätere Lesebereitschaft und die Schulreife der Kinder aus.
Tipp: In den USA gibt es mit dem Starling jetzt sogar einen kleinen Clip der wie ein Fitness-Tracker funktioniert, statt der zurückgelegten Kilometer jedoch die Worte (auch deutsche) zählt, die dein Kind an diesem Tag bereits gehört hat.
Wie wichtig ist Vorlesen?
Deinem Baby vorzulesen ist ebenso wichtig wie mit deinem Kind zu sprechen. Dabei macht es nichts, ob du dir jede Woche neue Kinderbücher besorgst oder deinem kleinen Schatz beim Frühstück einen aktuellen Blog-Artikel vorliest. Die Zeitung oder ein Kochrezept – für die Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn spielt vor allem die direkte Interaktion mit deinem Baby eine Rolle. Vorlesen ist so gesehen sogar förderlicher als selbst die Berieselung mit Mozart. Tatsächlich solltest du sogar darauf achten, das Fernseher und Radio ausgeschaltet sind, wenn du dich mit deinem Baby beschäftigst. So kann es deine Wort klar und deutlich hören. Musik oder Fernsehen dagegen zählen nur als Geräuschkulisse.
Sprechende Spielsachen
Sprechende Spielsachen können die persönliche Interaktion übrigens nicht ersetzen. So schön und interessant es für dein Kind ist, mit einem elektronischen Buch Lesen zu üben, für den tatsächlichen Erfolg ist die Intonation, die Intention, mit der etwas gesagt wird. Egal, wie klein dein Kind noch ist, es kann sehr wohl erkennen, wie du gelaunt, wenn du etwas sagst. Stimmungen und Gefühle schwingen in der Sprache mit. Und diese Erfahrung ist besonders wichtig für dein Kind.
Korrigieren ist nicht nötig
Es ist nicht nötig, dein Kind beim Spracherwerb zu korrigieren. Unterbrich es nicht, wenn es versucht etwas auszudrücken oder zu formulieren. Auch kleine Versprecher oder Buchstabenverwechslungen sind nicht schlimm. Das beste Mittel ist es, in Gegenwart des Kindes besonders deutlich und gut artikuliert zu sprechen. Deine Sprache dient deinem Kind als Vorbild, dass es versucht nachzuahmen.
Babysprache ist für Babys
Deshalb ist es auch nicht empfehlenswert, die niedliche Babysprache in die eigene „Erwachsenensprache“ zu übernehmen. Ahmst du die Sprachversuche deines Babys nach nimmst du ihm die Möglichkeit, die richtige Aussprache des jeweiligen Wortes zu hören und damit zu lernen.
Freude am Sprachklang wecken
Mit Gedichten, Reinem und Liedern weckst du in deinem Kind die Freude an Sprachklang und Melodie. Auch Scherz- oder Spaßlieder mit Unsinns Texten eignen sich bestens dazu das individuelle Ausdrucksvermögen deines kleinen Sprachforschers anzuregen.
Was du sonst noch tun kannst
Zuhören ist übrigens ebenso wichtig, wie sprechen. Du kannst dein Baby beim Spracherwerb auch dadurch unterstützen, indem du seine Sprachversuche ermutigst und belohnst. Gehe auf dein Baby ein, wenn es brabbelt und sprich. Auch hier gibt es Langzeitstudien, die belegen, dass eine prompte und einfühlsame Reaktion der Eltern den Spracherweb positiv beeinflusst.