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Eifersucht ist ganz normal – vor allem bei Geschwistern. Die Frage ist nur: Wie sollten Eltern damit umgehen?

Meine Mutter hat immer versucht, absolut gerecht zu sein, das heißt mir und meiner Schwester genau gleich viel zukommen zu lassen. Klingt theoretisch lobenswert, sah aus meiner Sicht allerdings so aus: Klar, wir bekamen gleich viele Geschenke zu Weihnachten. Nur blöd, dass ich kurz vorher Geburtstag hatte und dann eben entsprechend weniger bekam. Meine Mutter beteuerte uns immer, dass sie uns beide gleich lieb hat und auch genau gleich viel Zeit mit uns zu verbringt. Aber warum durfte ich nur Blumen gießen helfen, während meine Schwester spätabends noch mit meiner Mama Gruselfilme gucken durfte? Sie achtete auch darauf, dass sie etwa gleich viel Geld für uns beide ausgab. Das wurde problematisch, als meine Schwester unbedingt reiten lernen, und ich eigentlich nur auf Bäume klettern wollte. Natürlich zog sie uns auch identische Kleidung an, zumindest solange bis ich dann das größere Geschwister-Zwillings-Outfit meiner Schwester erbte… Bestimmt könnte meine Schwester eine ähnliche Liste aufstellen. Eifersüchtig waren wir beide. Da half auch die bestgewollteste Gleichbehandlung nichts.

Gleich ist nicht unbedingt gerecht

Gleich ist eben nicht unbedingt gerecht. Kinder haben unterschiedliche Bedürfnisse und können allein schon Altersbedingt nicht genau gleich behandelt werden. Und das solltet ihr auch eurem Kind nicht vorgaukeln. Tatsache ist, dass ein neues Baby im Haus viel eurer Zeit in Anspruch nehmen wird. Das bedeutet im Klartext: Weniger Zeit fürs Geschwisterkind, aber dafür darf es vielleicht endlich ganz allein zur Freundin rüber gehen? Was genau, das tolle, neue ist, was nur große Geschwister schon machen dürfen, hängt natürlich von eurem eigenen Kind ab. Vielleicht versteht es auch, dass das Baby zwar mehr Zeit und Pflege braucht, aber ihr mit ihm schon viel tollere Sachen machen könnt. Und vieles geht ja auch zu dritt: Kuscheln, etwa – und ja, warum nicht während ihr stillt? Schließe das ältere Geschwisterkind nicht aus. Macht euch doch einfach ein Hörspiel an, lest ein Buch oder ruht euch einfach gemeinsam aus.

Problem: Ungeduld

Manchmal wird das ältere Geschwisterkind warten Und was, wenn das ältere Geschwisterkind ungeduldig wird und mit dir spielen will, jetzt wo das Baby endlich schläft? Da musst du die Balance für dich finden. Bist du zu müde, musst du es deinem Kind sagen. Das klappt bestimmt nicht immer. Auch wenn es warten muss, bis Baby fertig gewindelt, gefüttert oder zu Bett gebracht ist. Damit müsst ihr euch alle abfinden. Vielleicht hilft es, wenn auch Baby mal kurz warten muss, weil noch die Runde fertig spielst, bevor du es aus dem Bettchen holst, wenn es anfängt zu quengeln. Solange für alle in etwa die gleichen Regeln gelten, fällt es auch dem älteren Geschwisterkind leichter, diese zu akzeptieren. Das heißt nicht, dass ihr strikt am Gleichheitsprinzip festhalten müsst.

Jedes Kind hat individuelle Bedürfnisse

Bestimmt muss dein Kind lachen, wenn ihr euch mal vorstellt, dass du es wieder genauso behandeln würdest wie das neue Baby, das hieße ja, es würde wieder gewindelt werden, dürfe ausschließlich Milch trinken und auf dem Spielplatz nur im Kinderwagen liegen, statt herumzutollen. Auch später wirst du feststellen, dass du bestimmt Dinge lieber mit dem einen Kind machst, was wiederum vom Alter, den Interessen und Charaktereigenschaften des jeweiligen Kindes abhängt: Klettern mit der mutigen Tochter, ein Konzertbesuch mit dem musikbegeisterten Sohn? Gerechtigkeit bedeutet nicht Gleichheit, sondern vor allem, die individuellen Bedürfnisse und Eigenschaften der Kinder zu kennen und auf diese einzugehen. Alle Eltern werden hier ihre eigene Methode finden.

So läßt sich Eifersucht aufs Baby vermeiden

Natürlich gibt es Tipps, wie vor allem die Eifersucht auf ein neues Baby zumindest gemindert werden kann:

  • Bereite dein Kind auf das Baby vor. Empfohlen wird, ab dem 6. Schwangerschaftsmonat mit dem ältere Kind zu sprechen und es auch aktiv teilhaben zu lassen. Länger solltest du nicht warten, denn ab dem 6. Monat ist der Bauch wirklich schon erklärungsbedürftig ist. Früher macht jedoch auch wenig Sinn, du würdest deinem Kind nur unnötig Sorgen bereiten. Zudem sind 9 Monate Wartezeit für ein kleines Kind ganz schön lang.
  • Wecke keine falsche Vorfreude: Es wird ein paar Jahre dauern, bis das Baby tatsächlich ein Spielkamerad sein wird. Tatsache ist, dass auch du weniger Zeit für das ältere Geschwisterkind haben wirst. Vielleicht darf es im Ausgleich etwas besonderes mit dem Papa machen, mit Oma und Opa oder auch einer Freundin?
  • Beziehe dein Kind mit ein: Lass das ältere Geschwisterkind mit darüber entscheiden, wie das neue Kinderzimmer eingerichtet und dekoriert wird. Vielleicht möchte es sogar ein Begrüßungsbild malen oder mit dir zusammen ein Mobile fürs kleine Geschwisterchen basteln.
  • Lass das Geschwisterkind seinem Alter gemäß Verantwortung übernehmen: Vor allem wenn das Baby einmal da ist solltest du es beim Windeln, Baden und Füttern helfen lassen, sofern es möchte.
  • Verzichte auf neue Verbote, die wegen des Babys aufgestellt werden müssen, etwa zur Schlafenszeit mucksmäuschenstill sein. Überlegt euch lieber gemeinsam Regeln für ein Konfliktfreies Zusammenleben, wobei jeder einmal Rücksicht nehmen sollte – vielleicht sogar auch mal das Baby.  Meist tut ihnen das sogar gar nicht so schlecht.
  • Geschwistergeschenke sind eine weitere Idee, um dem älteren Kind zu zeigen, dass es trotz des Baby noch genauso viel Aufmerksamkeit bekommt.

Eifersüchtig waren wir trotzdem

Natürlich hat auch meine Mutter immer versucht, alles möglichst richtig zu machen. Eifersüchtig waren meine Schwester und ich trotzdem. Ich fand, meine Schwester durfte mehr, meine Schwester fand, ich durfte Sachen schon viel früher als sie. Meine Schwester fand, ich sei verwöhnt, ich fand, meine Schwester wurde viel ernster genommen als ich. Meine Schwester fand mich lästig, ich fand sie gemein. Und trotzdem kann ich vollen Herzens sagen: Ich liebe meine Schwester, ich bewundere sie – und habe das auch immer schon getan. Ich weiß, dass meine Schwester immer für mich da sein wird, und mich gegen alle Gefahren dieser Welt verteidigen würde, wie damals schon vor dem Krampus, dem wild aussehenden Begleiter des Nikolaus – oder später auch vor den vermeintlichen Ungerechtigkeiten unserer Eltern. Denn natürlich hatten wir schnell heraus, dass wir gemeinsam stärker sind und unsere Standpunkte leichter durchsetzen konnten, wenn wir uns einig waren.

Jedes Kind ist etwas Besonderes

Der Weg dorthin führte jedoch schon über Haare ziehen, Ringkämpfe und böse Beschimpfungen – die meist darin endeten, dass einer von uns nach unserer Mutter schrie, um ihr die eigene Unschuld zu beteuern und die Schwester so richtig anzuschwärzen. Heute als Mutter geht es mir nicht viel anders – meine Mädchen (zumindest die beiden Älteren) sind im Wechsel gegenseitig eifersüchtig auf sich oder auf Nesthäkchen Sophie. Meist denke ich mir nicht allzu viel dabei, weil ich mich ja an meine eigenen Eifersuchtstiraden erinnere. Häufig hilft ein Gespräch unter vier Augen oder ein gemeinsamer Abend  mit dem Mädchen, das sich gerade besonders benachteiligt fühlt. Mein Fazit: Es ist wichtig seinen Kindern zu zeigen, dass jedes einzelne besonders ist und auf seine ganz eigene Art geliebt wird. Gleichmachen und vergleichen dagegen, führt nur zu Neid und Eifersucht.