Östrogen, Progesteron: Warum Schwangerschaftshormone wichtig sind aber auch extrem lästig sein können.
Im Wechselbad der Hormone
Auf unsere Hormone ist Verlass: Sie kommen und gehen mit jedem Monatszyklus und während der Schwangerschaft spielen sie dann komplett verrückt. Nicht ungern werden sie von unseren Männern auch als Grund angeführt, weshalb wir auf einmal „zickig“ reagieren, ständig müde sind oder schrecklich gereizt. Und ganz Unrecht haben sie damit nicht. Hormone sorgen bei Frauen vor allem während der Schwangerschaft für zahlreiche körperliche und psychische Veränderungen.
HCG: Hurra, ich bin schwanger
Die heute üblichen Schwangerschaftstests weisen die Schwangerschaft anhand des HCG-Gehalts im Urin nach. Dieses Hormon, das in voller Länge Humanes Choriongonadotropin heißt, wird vom Mutterkuchen gebildet und ist vor allem dazu da, die Schleimhaut der Gebärmutter aufzulockern, um eine Einnistung der befruchteten Eizelle zu erleichtern. In der Regel verdoppelt sich in der Frühschwangerschaft der HCG-Spiegel im Blut täglich. Eigentlich schön, dass dieses schwangerschaftserhaltende Hormon so gute Arbeit leistet. Der große Nachteil: Je höher der HCG-Spiegel desto schlimmer die sogenannte Morgenübelkeit. Dass das Schwangerschaftserbrechen ab dem dritten Schwangerschaftsmonat abklingt liegt vor allem daran, dass ab dem vierten Monat der HCG-Spiegel wieder sinkt.
Östrogene – Frauenpower pur
Jede geschlechtsreife Frau bildet Östrogene, vor allem in den Eierstöcken. Sobald eine Schwangerschaft eintritt, übernimmt die Plazenta die Östrogen-Produktion. Östrogene sind übrigens auch wichtig für den Knochenstoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System und beeinflussen das weibliche Erscheinungsbild sowie die weibliche Psyche. Die Östrogenbildung versiegt übrigens während der Wechseljahre.
Sexy Dekollete
Östrogene fördern das Heranreifen des Eis im Eierstock. Auch bei auf dem Weg des gesprungenen Eis über die Eileiter in die Gebärmutter wirken sie unterstützend. Wenn ihr euren Körper aufmerksam beobachtet und euch mit natürlicher Verhütung oder verschiedenen Ovulations-Tests befasst habt, werdet ihr feststellen, dass es auch während eures ganz normalen Monatszyklus regelmäßig zu einer vermehrten Bildung eines dünnflüssigen Scheidensekrets kommt. Dieses soll den männlichen Spermazellen helfen, leichter in die Gebärmutter vordringen zu können. Und noch etwas tun sie, was mit Sicherheit den Männern gefällt. Östrogene sind auch dafür verantwortlich, dass eure Brüste während der Schwangerschaft größer werden. Auch die Milchdrüsen machen sich schon bereit, um in ein paar Monaten euer Baby mit Milch versorgen zu können. Leider führt das nicht nur zu einem extra sexy Dekollete sondern auch juckende, teils sogar schmerzende Brüste zur Folge haben.
Progesteron – Schutz fürs ungeborene Baby
Progesteron gehört zu den Gestagenen. Diese werden vor der Schwangerschaft im Gelbkörper und während der Schwangerschaft im Mutterkuchen gebildet. Im Gegenteil zum Östrogen sorgt das Progesteron dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut dicker wird, damit sich die befruchtete Eizelle gut und sicher in der Gebärmutter einnisten kann. Außerdem hemmt Progesteron die Gebärmuttermuskulatur und wirkt damit möglichen Wehen entgegen. Ist keine Eizelle befruchtet worden, hilft das Progesteron auch bei der Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut. Verläuft aber alles nach Plan und hat sich die Eizelle gut eingenistet hilft auch das Progesteron dabei, eure Brüste auf die Milchproduktion vorzubereiten.
Folgende Schwangerschaftsbeschwerden könnt ihr ebenfalls auf die Hormone schieben:
Änderung der Essensgewohnheiten
Auf einmal schmecken euch Dinge, die ihr früher nie im Leben auch nur angerührt hättet. Eure Lieblingsspeisen lassen euch dagegen völlig kalt. Kein Wunder: Auch euer Geschmacks- und Geruchssinn ändert sich durch den steigenden Hormonspiegel.
Heißhunger
Heißhunger während der Schwangerschaft wird mit der steigenden Insulinproduktion in Zusammenhang gebracht, denn dies führt häufig zu einem starken Abfall des Blutzuckers. Die Folge: Heißhungerattacken.
Rückenschmerzen
Zusätzlich zum wachsenden Bauch und den extra Pfunden kann die hormonell bedingte Gewebeauflockerung von Sehnen, Bändern und Gelenken zu vermehrtem Druck auf die Wirbelsäule führen. Die Folge: Haltungsfehler und Rückenschmerzen. Deshalb ist es ganz wichtig zu lernen, sich richtig zu bewegen und zu bücken: vor allem, wenn ihr etwa ein älteres Geschwisterkind heben müsst. Schwangerschaftsgymnastik hilft!
Verstopfung
Progesteron hemmt nicht nur die Gebärmuttermuskulatur sondern verlangsamt auch die Darmtätigkeit. Die Folge ist Verstopfung, das heißt zwischen jedem Stuhlgang können mehr als drei Tage vergehen. Weitere unangenehme Begleiterscheinungen sind ein aufgeblähter Bauch, Übelkeit und Müdigkeit. Da darf Frau aber wirklich auch mal schlecht gelaunt sein und „zickig“ werden.
Müdigkeit
Auch daran ist das Progesteron schuld, entweder setzt sich seine beruhigende Wirkung auf die Gebärmutter auf den gesamten Körper um – oder euer Körper ist von der Hochleistung der hormonellen Umstellung in der Anfangsphase der Schwangerschaft schlichtweg erschöpft.
Schlechte Laune
Viele Partner beklagen sich ja gerne mal darüber, dass ihre Frauen sich während der Schwangerschaft richtig zickig benehmen. Und mit ziemlicher Wahrscheinlich haben sie recht. Schuld sind tatsächlich die Hormone, die vor allem in den ersten Schwangerschaftsmonaten zu extremen Stimmungsschwankungen führen können. Dazu kommen die körperlichen Veränderungen und die weiteren, ebenfalls hormonell bedingten Schwangerschaftsbeschwerden inklusive Kopfschmerzen, auch dahingehend, dass werdende Mütter sich natürlich Sorgen darüber machen, ob das Baby gesund ist und ob sie der neuen Herausforderung gewachsen sind.