Der Beckenboden spielt in vielerlei Hinsicht eine tragende Rolle: nicht nur für eine Schwangerschaft ist ein besonders trainierter Muskel wichtig, sondern auch in anderen Situationen bringt er dir viel. So schreibt Gynäkologin und Sexualwissenschaftlerin Angela Breitenbach „dass der Beckenboden „in vielen Kulturen als Basis des Lebens gilt.“ Und damit auch der Lust. Denn wenn nicht aus der Lust entsteht ein neues Leben?
Was ist der Beckenboden und wozu dient er?
Medizinisch gesehen besteht der Beckenboden aus Schichten aus Muskeln und Bindegewebe, die den „Bauchraum nach unten, hinten und vorne abschließen, Blase, Harnröhre, Scheide und Darm umgeben und die Bauchorgane tragen. (…) Er wird durch Schwangerschaften, Geburten, Husten, Niesen, Lachen, Hüpfen, langem Sitzen und schwerem Tragen im Leben stark belastet."
… für erfülltes Sexleben
Ein gut trainierter Beckenboden verhilft dir zu einem erfüllten Sexleben, denn diese spezielle Muskulatur kann die Kontraktionen in der Vagina verstärken. Eine schlaffe Muskulatur kann im Bereich der Vagina dazu führen, dass sie weniger sensibel reagiert, und damit natürlich auch was die sexuelle Lust- und Empfindungsfähigkeit angeht. Auch die Atmung ist hierbei ein wichtiger Faktor – denn je tiefer du in deine tiefen Beckenbodenorgane deinen Atem fließen lassen kannst, desto stärker ist dieser Bereich auch durchblutet.
… in der Schwangerschaft
Insbesondere in der Schwangerschaft und später bei der Geburt spielt der Beckenboden eine sehr große Rolle. Denn jetzt verändert sich der Körper der Frau: die Bänder und Muskeln dehnen sich und somit auch die Beckenbodenmuskulatur. Jetzt sind vor allem Stabilität und Elastizität gefragt, um die Ausdehnung des Beckens gut zu schaffen. So wird der Beckenboden beeinflusst durch die Schwangerschaftshormone weicher und nachgiebiger, damit Baby genug Platz im Bauch hat um sich gut zu entwickeln. Mitunter können nun, wenn die Muskulatur zu schwach ist, einige Malheure passieren, so wie das Verlieren von Urin beim Niesen, Husten oder gar Springen.
Lässt sich der Muskel trainieren?
Der Beckenboden hält alle Organe zusammen und kann durch die Rücken-und Bauchmuskulatur gestärkt und trainiert werden. Es gibt ein paar leichte Übungen, die du jederzeit unbemerkt und bei jeder Gelegenheit anwenden kannst: Zunächst kannst du üben, beim Wasserlassen den Urinstrahl einige Male bewusst zu unterbrechen. Weitergehend kannst du das Schambein zum Nabel hochziehen, jeweils 5 Sekunden halten, wieder loslassen und wiederholen. Dabei normal weiteratmen. Diese Übung stärkt nicht nur dein Becken, sondern auch noch die Aufrichtung deiner Wirbelsäule und damit deine Haltung.
… während der Geburt
In der Endphase der Schwangerschaft – der Geburt – wird der Beckenboden durch Babys Köpfchen, was meistens als erstes das Licht der Welt erblickt, besonders stark gedehnt. Wenn der Muskel flexibel genug und gut dehnbar ist, kann das die Geburt ungemein erleichtern. So kann die Frau den Beckenbodenmuskel während der Geburt bewusst entspannen. Wenn die Muskulatur nicht so gut gedehnt ist, können Muskeln, Bänder oder Gewebe leichter etwas verletzt werden oder auch die Gefahr eines Dammschnittes bestehen.
…nach der Geburt
Nach den Anstrengungen der Geburt ist die richtige Nachsorge und Pflege sehr wichtig. Dafür ist das Wochenbett gut geeignet: die Mama kann schon in den ersten Tagen langsam anfangen, mit sanften Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Unterstützung findet ihr bei euer Hebamme oder eurem Kinderarzt, es gibt auch genügend Rückbildungsangebote. Auf jeden Fall solltet ihr es in diesen Tagen ruhig angehen und folgende Belastungen eher vermeiden: Sportarten bei denen du hüpfst odre springst, schweres Heben, sowie Aufstehen aus der Rückenlage mit geradem Oberkörper: besser über die Seite aufstehen!
Quelle: Dr. med. Verena Breitenbach : „Weibliche Lust ohne Tabus“, Kösel Verlag / familienplanung.de/Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)